Interview mit Chris Amott (Übersetzung)

25. Mai 2011 | Sonia | Keine Kommentare | Allgemein, Raufaser

Hier für diejenigen, die das Interview verpasst haben oder die nicht alles verstanden haben, eine halbwegs korrekte Übersetzung und die Fragen, die wir Chris Amott am 28. April  am Telefon gestellt haben 🙂

Chris Amott
(mit dem Herren ganz rechts haben wir gesprochen)

Raufaser:
Wie kamt ihr auf den Namen „Khaos Legions“ – und warum die falsche Schreibweise?
Chris: Eigentlich war es mein Bruder Michael, dem die Idee kam. Und ihr könnt den Namen interpretieren, wie ihr wollt. Vielleicht sind ja die Fans die Khaos Legion! Die Lyrics befassen sich mit nonkonformen Themen, mit Religionen… Warum ein K statt des Cs im Khaos – keine Ahnung, war nicht meine Idee – aber es sieht cool aus…

R: Hat das Album ein besonderes Konzept inne?
C: Das musikalische Konzept war für mich, sich einfach keine Grenzen zu setzen. Uns wird nie die Inspiration ausgehen, wir haben Spaß daran, zusammen zu spielen, wir können viele verschiedene Stile spielen; es reicht also, sich zu treffen, bisschen zu jammen und dann erschaffen wir gewöhnlich Musik vor Ort. Wir haben keine klare musikalische Richtung, außer, dass es Metal sein muss; und das ist ein breites Spektrum. Wir mischen gerne verschiedene Stile, sowas wie 70er Jahre Hardrock zu Black Metal und Trash Metal-Gitarrenriffs. Wir halten’s gern dynamisch.

R: Hat sich was verändert, seit Angela Gossow zu euch kam?
C: Wir sind ernsthafter und professioneller bei der Sache… wir haben mehr getourt und gelernt, eine gute Live-Show auf die Beine zu stellen. Und mit Angela haben wir eine tollen Frontmenschen gefunden.

R: Wie steht’s mit der Message, die ihr verbreitet: rebellisch gegen Missstände vorzugehen? Rebellierst du auch?
C: Nicht so sehr, wie ich es könnte… Ich esse zum Beispiel kein Fleisch – die ganze Fleischindustrie ist scheiße, Tiere züchten, nur für den Verzehr… Ich versuche, für mich selbst zu denken, möglichst die Mainstream-Medien zu meiden, aber ich rebelliere nicht aktiv gegen etwas… ich nehme an vielen Aspekten des gesellschaftlichen Lebens nicht teil; ich weiß nicht, wen ich wählen soll – ich vertraue Politikern nicht.

R: Du isst kein Fleisch? Wie ist es dazu gekommen?
C: Ja, ich hab das für mich selbst entschieden. Es hat sich nicht richtig angefühlt, also hab ich für eine Weile damit aufgehört und als ich nach einem Monat gebratenes Fleisch roch, gefiel mir dieser Geruch nicht mehr. Es macht den ganzen Lifestyle aus, ich habe aufgehört, Junkfood zu essen, habe mit dem Kochen angefangen und lebe gesünder. Alles ist besser geworden, ich habe an Gewicht verloren und… es ist einfach alles besser.

R: Und wie kam das in der Band an?
C: Keiner von uns isst Fleisch. Wir haben einfach aufgehört. Michael und Angela waren ja von vornherein Vegetarier; dann habe ich aufgehört, Fleisch zu essen, dann Daniel, und Sharlee auch… Aber wir drei essen noch Fisch.

R: Vorbildhafte Lebensweise!
C: Es ist mir eigentlich egal, ob andere Fleisch essen… die ganze Welt isst Fleisch, und die ganze Welt fährt Auto, daran wird sich nichts ändern… es gibt eine Milliarde Chinesen, die größere Autos haben wollen; die holen ja jetzt auf als neue Wirtschaftsmacht, gerade China… ich denke, dass sich viele der armen Länder nicht in diese Umweltschutz-Sache engagieren werden.

R: Wie sieht’s mit der Tour aus? Wie bereitet ihr euch vor?
C: Oh ja, wir müssen uns noch zusammensetzen und proben für die Tour… wir treffen uns nicht jede Woche als Band, wir machen lange Pausen und dann bereiten wir uns intensiv für die Shows vor. Wir müssen noch eine Setlist zusammenstellen! Es werden einige alte Stücke sein, die wir noch nicht gespielt haben, und natürlich eine Menge vom neuen Album. Das wird noch ’ne Menge Arbeit!

R: Wie steht’s mit der Freizeit während der Tour? Zockst du vielleicht ein bisschen?
C: Nein, ich zocke nicht. Ich lese eher, gucke Filme, schreibe neue Musik, das ganze drum und dran. Ich esse… und trainiere… eigentlich das Selbe, was ich auch Zuhause tue!

R: Hobbymäßig würdest du also sagen, dass du auf Tour…?
C: Auf Tour les ich meistens. Hauptsächlich Romane, im Moment fahre ich auf Klassiker ab. Ich habe viel von William S. Burroughs und für eine Weile habe ich auch Franz Kafka gelesen… Ja, ihr werdet’s kaum glauben, aber ich bin ziemlich intellektuell…

R: Was macht es für dich so spannend?
C: Da gibt’s so viel lesenswertes und ich mag Bücher, ich lese lieber, als Filme zu gucken – es ist nicht immer einfach, sich auf die Handlung von Filmen zu konzentrieren. Auf Bücher musst du dich vollständig konzentrieren und es lohnt sich mehr. Sie erfordern mehr, aber Bücher finde ich da interessanter.

R: Wie hast du eigentlich mit dem Gitarrespielen angefangen? Was sind deine Vorbilder?
C: Ich hatte einige Lehrer, ich fing zu spielen an, als ich 14 war. Meine Eltern halfen mir, einen Lehrer für klassische Gitarre zu finden, Jazz Akkorde und sowas. Das lernte ich und Zuhause spielte ich zu Iron Maiden und Metallica, dem frühen Jon Moss und Paul Gilbert, und versuchte die Melodien herauszuhören.

R: Und gab’s im neuen Album einige Stellen, die dich verrückt gemacht haben?
C: Da gibt’s jede Menge schwieriger Parts, vor allem die Cleanen Teile waren anspruchsvoll – da hört man sofort, wenn etwas verstimmt ist… das war schon eine Herausforderung.

R: Wie ist man denn so ein hervorragender Gitarrenspieler wie du geworden? Irgendwelche Tipps?
C: Ich spielte einfach zum Radio dazu und habe alles sofort durchs Hören gelernt, ich hab also nie Tabs benutzt oder Noten gelesen… ich meine, das war noch vor den YouTube-Zeiten, also konnte ich nicht wirklich Musik sehen. Das wichtigste ist einfach, Spaß am Spielen zu haben – und das ist etwas, was leider schwieriger wird, je älter man wird!

R: Jetzt mit Angela als Frontfrau – gibt es eine Chance, dass ihr auch ein paar deutsche Tracks herausbringt?
C: Vielleicht! Ich hätte nichts dagegen, ich finde, Deutsch ist eine wunderschöne Sprache. Sie ist schön und glatt und scharf, besonders mit dem rollenden R, wie bei Klaus Kinski zum Beispiel… Ich weiß ja nicht, Leute sagen, dass Italienisch und Französisch ach so toll sind, aber ich finde, die hören sich einfach nur träge an.

R: Wie steht’s mit dir? Kennst du einige deutsche Bands?
C: Ob ich deutsche Bands kenne? Verarscht ihr mich? Was ist das für ’ne Frage! Rammstein zum Beispiel… oder Die Toten Hosen… die machen doch Punk Rock, nicht? Hab nicht viel von denen gehört – das verbinde ich mit Deutschland.