Apple, Samsung, HTC. – Das sind die Namen, die weite Teile der heutigen Handylandschaft prägen. In vielen Taschen stecken Telefone, die von einem dieser großen Hersteller stammen. Aber abseits der Großen gibt es noch mehr. Und es findet sich hier innovative Technik, die den Alltag produktiver machen kann.
In der Themensendung am 31. Juli beschäftigt sich COM*Tron mit dem Businesspionier BlackBerry und testet das BlackBerry Q10 Smartphone. Mit freundlicher Unterstützung der APCO Worldwide GmbH
Die Zeit der Smartphones beginnt nicht erst mit der Vorstellung des iPhones. Anders als oft missverständlich behauptet, wurden Telefone, die über eine erweiterbare Plattform mit Anwendungen von Drittanbietern in ihrer Funktionalität verbessert werden konnten, schon seit Ende der 90er zahlreich verkauft. Vor allem im Geschäftskundenbereich erfreuten sich die Organizer und Taschencomputer mit Telefonfunktion seit ihrer Einführung starker Beliebtheit.
In der Vor-iPhone/Android-Zeit war der Markt der Systeme aufgeteilt zwischen Symbian, das für lange Jahre unter Federführung des einstigen Marktführers Nokia weite Teile des Featurephonemarktes beherrschte und der WindowsMobile-Plattform, die von Microsoft auf den von zahlreichen Herstellern gefertigten Pocket-PCs lief und sich an der Codebasis von Windows CE, einer Version für eingebettete Systeme orientierte.
Im Firmenumfeld waren die Telefone des kanadischen Herstellers Research in Motion, der heute BlackBerry heißt weit verbreitet.
Der Test
Für unseren Gadget-Test haben wir das BlackBerry Q10 gewählt. Ein Testgerät wurde uns freundlicherweise von der APCO Worldwide GmbH in Berlin zur Verfügung gestellt.
Design und Verarbeitung
Das BlackBerry Q10 konnte alle am Test beteiligten durch eine hochwertige und solide Verarbeitung überzeugen. Die Gehäuserückseite aus * bietet einen schönen Kontrast zum Plastik vieler Androidmodelle, das Q10 liegt gut in der Hand, ohne zu rutschen. Das quadratische Display mit einer Diagonale von 3,1 Zoll löst 720×720 Bildpunkte auf und fällt eher klein aus. Dies ist dem Doppeldarsein des Q10 geschuldet, das zugleich auch eine seiner zentralen Besonderheiten darstellt. Das Q10 ist das erste Touchscreensmartphone mit physischer Volltastatur des kanadischen Herstellers. Dieses Konzept soll die Vorzüge moderner Touchbedienung mit den Vorteilen einer physischen Tastatur im textlastigen Produktivbetrieb vereinen.
In unserer Sendung werden wir zu klären versuchen, in wie weit dies gelingt.
Die Tastatur mit ihren getrennten Tasten bleibt im guten Gesamtbild des Q10.
Performance, Konnektivität und Medien
Mit Mikro-USB sowie Mikro-HDMI als kabelgebundene, sowie BlueTooth 4.0, NFC und WLAN in allen gängigen Modi als Drahtlosschnittstellen und EDGE, 3G und LTE mobilfunkseitig ist das Q10 verbindungstechnisch gut ausgestattet. Die Test-MikroSIM im Vodafonenetz ist augenscheinlich nicht für LTE freigeschaltet, laut Spezifikation werden jedoch alle in Deutschland gängigen Frequenzbänder unterstützt. Speziell die Mikro-HDMI-Buxe ist ein Plus.
Der 32 GB interne Speicher lässt sich durch eine Mikro-SD-Karte mit bis zu 64 GB (Mikro-SDHC) erweitern. Der so mögliche ansehnliche Speicher dürfte für die aller meisten Anwender mehr als ausreichend dimensioniert sein. Musik und andere Medien aus eigenem Bestand lassen sich jedoch nur mittels BlackBerry Link-Software vonm eigenen PC oder Mac auf das Q10 übertragen, ein Ärgernis, das man in ähnlicher Form von Apples iTunes kennt.
Die zwei Kameras des Q10 machen einen guten Job. Die Bilder der Acht Megapixel Hauptkamera mit LED-Blitz mit sind knackig und überzeugen, das Interface der Kamera-App ist jedoch systembedingt noch etwas spartanisch. Die zwei MP-Frontkamera mit 720P-Auflösung lieferte im Test bei einer Videoverbindung via BBM Video einen fast schon zu scharfen Blick in das unaufgeräumte Arbeitszimmer des Testers.
Performancetechnisch ist das Q10 mit einem Qualcomm MSM8960 SoC, Dual-Core 1,5 GHz, dem zwei GB RAM zur Seite stehen, auf der Höhe der Zeit.
Tastatur-Revival
BlackBerry-Handys waren traditionell wegen ihrer physischen Keyboards so geschätzt, ein heute selten gewordenes Feature. Beim Test in der Redaktion ergab sich ein gemischtes Bild.
Vorab: An der Tastatur gibt es von Verarbeitung und Druckpunkt kaum etwas auszusetzen. Verglichen mit den Knubbelkeyboards früherer Modelle hat der Nutzer hier schon deutlich mehr Platz für die Finger, trotzdem war das Tippen gewöhnungsbedürftig. Während Manche nach kurzer Eingewöhnung zügig tippen konnten, hatten ein Tester
, sowie der Autor deutliche Probleme in einen flüssigen Schreibmodus zu kommen. Diese Schwierigkeiten führen wir allerdings weniger auf das Gerät, als auf unsere langjährige und ausschließliche Nutzung von Bildschirmtastaturen am Smartphone zurück. Die Lektüre anderer Rezensionen des Q10 durch Branchenbeobachter zeigt auch, dass BlackBerry-Nutzer früherer Modelle zügig zum flotten Schreibfluss zurückfinden. Das Einfügen von Sonderzeichen und Umlauten in BlackBerry 10 ist noch verbesserungsfähig. Zum Einfügen von Ziffern und mancher Sonderzeichen muss die ALT-Taste auf der Tastatur zuerst zweix gedrückt werden. Die Zifferneingabe über den durch Drücken von ALT aufgerufenen Ziffernblock, ähnlich einer Telefontastatur, im linken Bereich der Tastatur ist anfangs gewöhnungsbedürftig, finden sich die Ziffern doch gewöhnlich in der obersten Reihe der Tastatur, geht aber nach kurzer Eingewöhnung locker von der Hand.
Fans physischer Tastaturen dürften mit dem Q10 auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen, zumal BlackBerry für die zweite Jahreshälfte weitere Volltastaturmodelle angekündigt hat.
Das System
Mit den neuen Modellen der Z- und Q-Serie setzt BlackBerry auf das neue BlackBerry 10-System, mit dem der angeschlagene Smartphonepionier die Rückkehr in die Gewinnzone schaffen möchte, mehr zur Krise von BlackBerry und den Hintergründen in der Sendung.
Das auf QNX basierende BlackBerry 10 geht in vielen Dingen neue Wege in der Touch-Nutzung. Die teilweise Abkehr von etablierten Quasibedienstandards zeitigt auch hier ein gemischtes Resultat. Während die Bedienschritte langjährigen Nutzern andere Smartphoneplattformen teils anfänglich mühsam von der Hand gehen und häufiges Nachdenken erfordern, empfand einer unserer Tester, der bis heute noch kein Touch-Smartphone nutzte, die Bedienung von BlackBerry 10 auf Anhieb als intuitiv und plausibel. Mehr über seine Eindrücke Vom Q10 erzählt Michael am Mittwoch in der Sendung.
Zweifellos sind einige Aspekte der Bedienung anfangs ungewohnt, doch mit einiger Gewöhnung durchaus praktisch, etwa der Wisch von unten ins Display, der von überall Zugriff auf die Übersicht geöffneter Apps und den Homescreen ermöglicht.
Ein echtes Killerfeature ist die Kommunikationszentrale BlackBerry Hub. Diese ebenfalls von überall her per Wisch erreichbare Bildschirm sammelt alle hereinkommende Korrespondenz. Emails aller Accounts, Ereignisse und Nachrichten von sozialen Netzwerken und auch Nachrichten von Drittanwendungen, etwa WhatsApp, sind hier zentral gebündelt und lassen sich direkt beantworten. Eine weiterentwickelte Universal-Inbox, die allerdings bei vielen eingerichteten Accounts auch irgendwann unübersichtlich werden kann.
Die angezeigten Accounts im Hub lassen sich jedoch auch sortieren und je nach Bedarf zeitweise einschränken.
BlackBerry 10 unterstützt ab Werk alle gängigen Email-Konten- und Anbieter, bringt eine flüssige Verknüpfung mit sozialen Netzwerken und erweist sich als praktisch veranlagt. Richtet man einen Facebookaccount ein, fragt das System, ob man die Inbox der für die Anmeldung verwendeten Email-Adresse im Anschluss gleich mit einrichten möchte; sinnig!
Die Apps
Ab Werk bringt das Q10 bereits Apps für Facebook, das Businessnetzwerk LinkedIn, den Geodienst Foursquare, sowie eine Version des Adobe Readers und die von BlackBerry-Geräten früherer Jahre bekannte Dokumentenverwaltung Docs2Go mit. Mit ihr lassen sich Word- und Exceldokumente anlegen und bearbeiten, sowie PPT-Präsentationen betrachten.
Die vorinstallierten BlackBerry Maps mit Kartendaten von TomTom bieten eine eher rudimentäre Navigationsfunktion, deren Sprachführung allerdings laut und deutlich ist. Satellitendaten sucht man vergebens.
Irritierend: Ab Werk werden zahlreiche Apps, wie auch das System selbst, scheinbar häufiger nicht auf dem aktuellen Versionsstand ausgeliefert. Ein Blick in die Systemeigene Softwareaktualisierung und den Updatebereich der BlackBerry World, zu finden hinter einem Druck auf das Sortierungssymbol links unten und dort unter „My World“ ist daher unbedingt angeraten. Das über 1,5 GB schwere Systemupdate auf BlackBerry 10,2.1 dauerte bei uns etwa anderthalb Stunden, lässt sich jedoch vollständig PC-frei durchführen.
Positiv: BlackBerry 10 fühlt sich seiner Businessnatur entsprechend auch in komplexen Netzwerkumgebungen zuhause. Die Verbindung mit einem Eduroam-Netzwerk gelang noch im Einrichtungsassistenten mühelos.
Die App-Auswahl in der BlackBerry World bietet, wie Verschiedenes zuvor, ein durchwachsenes Erfahrungsbild. Während Quasi-Standardapps wie WhatsApp schon seit Jahren im Angebot enthalten sind und auch in den meisten Bereichen inzwischen BlackBerry 10-Versionen vorliegen, sucht man eine ebenso häufig präferierte Kartenlösung wie Google Maps vergebens. Hinzu kommen zahlreiche Apps, die für Android entwickelt wurden und in einem Kompatibilitätsmodus unter BlackBerry 10 mehr schlecht als recht laufen. Mit der für Herbst angekündigten Version 10.3 soll der Amazon App Shop offizielle Installationsquelle für Apps werden, somit würde das Angebot um rund 240.000 Anwendungen anwachsen. Bleibt zu hoffen, dass die Performanceprobleme in dieser Systemversion gelöst werden.
Natürlich ist ein App Store stets nur so erfolgreich wie das System, zu dem er gehört. Wird also die BlackBerry-Plattform ein Erfolg, wird sich dies notwendigerweise auch auf die App-Auswahl übertragen.
Fazit
Mit dem Q10 gelingt BlackBerry ein viel versprechendes Produkt, das die Vorzüge von Tastatur und Touchscreen betont und Lust auf mehr macht.
Mehr Details und unsere Erfahrungen am Mittwoch, den 31. Juli ab 18:00 auf L-Unico (89,4).