Raufaser rezensiert: Christian Mistress – To your Death

30. September 2015 | Oli | Keine Kommentare | Allgemein, Raufaser

Christian Mistress sind wieder da. Nachdem es immer mal wieder ziemlich ruhig wird um die NWOBHM-Hoffnung aus Washington, hauen sie uns ihr drittes full-length Album um die Ohren. To Your Death hat alles was die Band auszeichnet: Düstere, schwere Gitarrenriffs, die die geeignete Atmosphäre schaffen, in der Fronterin Christine Davis ihre leicht melancholische Stimme perfekt entfalten kann. Das ergibt die optimale Mischung um eine Zeitreise anzutreten, ohne andauernd von Black Sabbath Vergleichen sprechen zu müssen. Das müssen sich nämlich zu viele Bands gefallen lassen, die sich von düsterem 70er Rock beeinflussen lassen. Der Grund liegt ja auf der Hand. Christian Mistress gehen da aber weiter: Rockige, schnelle Soli und Doubleguitarlicks geben den midtempo Songs einen besonderen Touch und werden aufgewertet durch eine leicht dreckige Produktionsweise.

To Your Death eröffnet mit Neon: Ein schlichter Name für einen Song, der ebenso schlicht wie genial ist. Die drei Ms: Melodisch, Martial und Melancholisch. Hier kommt alles zusammen und bildet den perfekten Einstieg in die Platte. So ganz nebenbei ist dies auch einer der Songs, der wirklich am nächsten Tag noch im Kopf bleibt. Dafür sorgt hier hauptsächlich die Stimme. Stronger Than Blood fängt mit Doubleguitars an, die von einem dreckigen Bass getragen werden und entwickelt zu einem Rifflastigen Song, der an Tempo noch eine Schippe drauflegt. Highlights dieses Tracks sind die sich abwechselnden, sich überschneidenden und harmonisierenden Soli. Zum ersten Mal fällt in No Place auf, dass sich die beiden Riffer auch in Rhythmus und Lead aufteilen können, was auf ganzer Linie gelingt, bevor sie wieder zu einer Einheit verschmelzen. In den Strophen wirkt der Song vielleicht etwas eintönig, aber das täuscht, denn sie wird im Refrain aufgegriffen und in etwas Wahnsinniges verwandelt. Muss man gehört haben! An dieser Stelle könnte man denken, dass man von Christian Mistress schon die gesamte Bandbreite gehört hat. Weit gefehlt! Ein zuckersüßes Fingerpicking, von dem man irgendwie erwartet, dass es auf etwas Beinhartes zusteuert. Und so ist es auch; hält aber nicht lange. In der Strophe wird Walking Around wieder ruhiger, bevor es sich in Doubleguitarlicks ergießt. Es folgt ein Song perfekt für einen Roadtrip: Open Road. Ein schlichter, akkordlastiger uptempo Song mit ebenso schnellen Soli. Ruhiger wird’s mit Ultimate Freedom, der anfängt wie eine nachdenkliche Balade, nur um uns dann wieder richtig wach zu rütteln. Heavy Riffs mit einem Aufreißersolo, wie es auch Judas Priest sein könnte. Vermutlich ist dies der abwechslungsreichste Song von To Your Death. Schnelle Riffs, immer wieder unterbrochen von Soli; Davis lässt sich davon aber keineswegs aus der Ruhe bringen und bringt mit ihrer vergleichsweise ruhigen Stimme Atmosphäre in die Nummer. So richtig Atmosphärisch geht es dann aber in Lone Wild zu und entwickelt sich durch einen gewaltigen Refrain zum nächsten Ohrwurm. Zum ersten und einzigen Mal bekommt man hier auch eine Akustikgitarre zu hören, welche für ein schönes kurzes Zwischenspiel sorgt. Wie bei den Vorgängern auch kriegen wir mit III einen Instrumentalen Abschluss mit genialen Riffs und sehr interessanten, sogar experimentellen Soli.

Am Ende können wir sagen, dass To Your Death eine geniale Platte ist, die uns kompromisslos zurück zum Siebziger Metal führt, ohne dabei im Geringsten kitschig oder nostalgisch zu wirken, was leider sehr selten geworden ist. Andere Bands wollen ihre Helden imitieren – oder zumindest Tribut zollen – Christian Mistress hingegen interessieren sich erst gar nicht für Helden. Ihnen geht es um die Musik und das merkt man in diesem Album auch. Wer mal aus dem üblichen Kram ausbrechen will, den man üblicherweise so hört, sollte mal reinhören.

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To Your Death misst 8 Songs in 42 Minuten:

Neon 5:34

Stronger Than Blood 5:47

No Place 5:03

Walkin‘ Around 5:08

Open Road 4:41

Ultimate Freedom 6:19

Lone Wild 5:40

III 3:41

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30. September 2015 | Oli | Keine Kommentare | Allgemein, Raufaser

Oli

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