Die Musikredaktion empfiehlt: PR Newman – Turn Out

20. August 2018 | L'UniCo Musikredaktion | Keine Kommentare | Allgemein, Musikredaktion, Schallinspektion

Meine Schwäche für amerikanische Musik hat angeklopft und will wieder was von mir. Diesmal kommt sie mit „Turn Out“ von PR Newman um die Ecke und beweist damit, dass man eine variable und kurzweilige Platte schaffen kann, ohne gleich sämtliche Klischees zu bedienen.

Manchmal muss es schnörkellos sein, so ein Albumcover. Manchmal will ich schon aufgrund des Albumcovers wissen, was für Musik mich erwartet. Wie bei Blinks „Enema of the State“. Oder bei „Show Us Your Hits“ von der Bloodhound Gang. Oder, und damit kommen wir gleich zum Thema, bei „Turn Out“ von PR Newman. Gewiss, musikalisch doch eine etwas andere Schiene, aber das Prinzip ist das gleiche: Das Cover ziert ein riesiger Muffler Man, wie man ihn von US-Amerikanischen Gebrauchtwarenhändlern zu Genüge kennt. Ich folgere: Hier kommt irgendwas mit Southern-Einflüssen. Oder?

Der Introtrack „Go To Hell“ bestätigt mich leider nicht so recht. Begrüßt werde ich nämlich nicht von Bluegrass oder Blues, sondern einem satten Uptempo-Rockstück, das Strokes-Einflüsse durchscheinen lässt, während die Stimme von Frontmann Spencer Garland stellenweise wirklich, und das zieht sich durch große Teile des Albums, sowohl in Sachen Sound als auch Betonung frappierende Ähnlichkeiten zu Jon Fratelli aufweist. Vielleicht gefällt mir die Platte auch deshalb gleich von Beginn an.

Doch mit einem Dasein als Strokes-Abklatsch gibt sich PR Newman, das steht übrigens unerwarteterweise nicht für Public Relation, sondern für Punkrock Randy Newman, nicht zufrieden. Trotz Stringenz im Sound bleibt „Turn Out“ nämlich variabel. Und im Verlauf des Albums werden auch all die anderen Einflüsse ersichtlich: Seien es Funk und Soul auf „Here Come The Rangers“, ein gehöriger Schlag amerikanischer Roots-Musik auf „So Far, So Good“ (Ha! Hat der Cover-Eindruck also doch nicht getäuscht!) oder Country-Sounds bei „Damn, I Miss That Guy“. „Turn Out“ wirkt wie eine musikgewordene Ratatouille. Ebenfalls wie ein roter Faden zieht sich die gute Laune durch die Platte, so richtig melancholische Stücke sind nicht da, man reitet soundmäßig ein wenig auf der Feelgood-Welle, auch wenn es textlich definitiv immer wieder auch um ernstere Themen geht, ohne je den humorvollen Blick auf die Sache zu verlieren. Für mich gipfelt das Ganze in „Everything“, das dem Hörer mit seinem 60s-Charme und dem unerwarteten Bläser-Einsatz die gute Laune auf dem Silbertablett serviert. Den einzigen richtigen Ruhemoment kriegen wir beim gleichzeitigen Abschluss der Platte namens „Keep On, Hard Days“, der durch zurückgefahrene Produktion als reines Instrumentalstück aus dem Album führt.

So ist die Debutplatte von PR Newman sicherlich nichts für jemanden, der virtuose Musik jedweder Art sucht. Wir finden hier keine einprägsamen Gitarrensoli, eigentlich überhaupt keine Soli. Aber das braucht das Album auch gar nicht. „Modern Rock’n’Roll“ will Garland laut Pressetext machen, aber den Begriff kann ich als großer Fan von klassischem Rock’n’Roll so gar nicht nachvollziehen. Lassen wir die Genre-Wortklauberei mal beiseite, dann bietet sich auf „Turn Out“ eine vielseitige Platte, für die man sich aber auch auf eine entsprechende musikalische Bandbreite in recht kurzweiligen 31 Minuten Laufzeit einlassen können muss. Randy Newman in Punkrock-Form? Definitiv nicht. Solide Rockplatte mit vielen Southern-Einflüssen und einer Menge guter Laune? Definitiv ja!

(Nicolas Blum)

 

Über diesen Beitrag

20. August 2018 | L'UniCo Musikredaktion | Keine Kommentare | Allgemein, Musikredaktion, Schallinspektion

L'UniCo Musikredaktion

L'UniCo Musikredaktion hat vielleicht etwas mit uns zu tun. Mehr will keiner von uns verraten.