Naturschützer kennt jeder. Musikschützer sind dagegen eine weniger prominente Spezies. Trotzdem gibt es sie. Zum Beispiel in Nordhessen. Dort ist der Musikschutzgebiet e.V. schon seit 2005 als Aktivist für Musik und Kultur umtriebig und veranstaltet unter anderem das Musikschutzgebiet-Festival (MSG). Und weil Musik zu schützen keine Grenzen kennt, lässt das Festival genre-technisch nichts zu wünschen übrig. Das Line-Up reicht von Indie-Rock über Pop und Hip-Hop bis hin zu Elektro. Definitiv kein Einheitsbrei. Headliner waren dieses Jahr, vom 30. August bis 2. September, Giant Rooks, Leoniden und Fatoni. Des Weiteren sind Künstler wie Goldroger, SIND, Tristan Brusch, Pabst, Ilgen-Nur und FAAKMARWIN aufgetreten. Kathi und Zora von der L’UniCo-Musikredaktion haben auf dem idyllisch gelegenen Bauernhof bei Homberg (Efze) ihren persönlichen Festival-Traum gefunden.
Der Festivalsommer neigt sich mittlerweile wirklich dem Ende zu und wir von L’UniCo haben uns dieses Jahr – in Mission für unser Campusradio sowie privat – auf den schönsten Festivals in Deutschland herumgetrieben. Nach jedem vergangenen Festival wurde das Gefühl von Wehmut etwas größer und mit dem MSG stand nun wirklich unser letztes Festival des Sommers an.
Mit großer Vorfreude auf ein nicht weit entferntes Festival, dessen Headliner geradezu aus unserer Spotify-Playlist gesprungen sind, sind wir Freitag vormittag losgefahren. Dann der Stimmungskiller: Die eigentlich einstündige Fahrt sollte auf einmal fünf Stunden dauern. Kurz stand die Frage im Auto: Lohnt sich das? Nach drei Stunden Stau und Umleitungen endlich die Ankunft. Unsere Gemüter beruhigten sich direkt mit dem Einlass auf das Festivalgelände. Der große Bauernhof, von Einheimischen Grünhof genannt, hat mit seiner bunten, liebevollen und kreativen Dekoration und Atmosphäre vom ersten Moment an unsere Herzen erobert. Die Festivalbesucher konnten tagsüber in Hängematten oder auf alten Sofas die Seele baumeln lassen und nachts unter Licht-Installationen das Tanzbein schwingen. Die drei Bühnen waren locker über das Gelände verteilt, sodass sich die Konzerte nicht gestört haben. Neben der Musik haben Food-Line-Up und Rahmenprogramm ebenfalls alle Geschmäcker getroffen. Herrlich, so soll es sein.
Unsere musikalischen Highlights waren auf jeden Fall die Headliner. Giant Rooks und Leoniden sind beides Bands, die unglaublich sympathische, publikumsnahe und energiegelade Konzerte geben. Bei beiden Auftritten waren die knapp 2.000 Besucher textsicher und in Feierlaune. Auch Fatoni konnte das Publikum mit seinen intelligenten und oft ironischen Texten für sich gewinnen. Sein Song „Modus“ hat den Hof zum Beben gebracht.
Ähnlich wie Fatoni hat uns Goldroger mit seinem wortgewandtem Rap beeindruckt. Ilgen-Nur, bei Insidern längst bekannt, sagte zwar während ihres Gigs, dass sie und ihre Musik eher traurig seien, doch uns hat die Wahl-Hamburgerin mit ihrer melancholischen und ehrlichen Musik sehr glücklich gemacht. Im Gegensatz zu Ilgen-Nur hat die Band SIND ihre Zuhörer eher aktiv als passiv erreicht. Denn am Ende ihres Auftritts verteilten die Musiker mit einem Eros-Ramazotti-Cover und einem liebevollen Zwinkern ganz viel Amore ans Festival. Außerdem hat Tristan Brusch mit seinem ungewöhnlichen Genre-Mix aus Indie-Pop, Chanson und Schlager bleibenden Eindruck hinterlassen.
Im Nachhinein können wir sagen: Es hat sich gelohnt. Den Organisatoren vom Musikschutzgebiet-Festival ist es gelungen, einen Ort zu schaffen, an dem wir uns wohl gefühlt haben und den wir aus vollem Herzen weiterempfehlen. Wir sagen DANKE und FAAKMARWIN würden sagen: Ihr seid sehr schön!
Text: Zora Marie Martin
Fotos: Katharina Holste & Zora Marie Martin