So klingt Emo 2018: nothing,nowhere. im YUCA Köln

4. November 2018 | L'UniCo Musikredaktion | Keine Kommentare | Allgemein, L'UniCo on Tour, Musikredaktion

Nothing,nowhere. bricht Genregrenzen auf und verbindet sie wieder miteinander. Nach eigener Aussage würde er am liebsten in gar keine Genre-Schublade gesteckt werden. Seine mit einer durchdringenden Melancholie getränkte Mischung aus Trap und Gitarren-Sounds, Rap und Gesang, lässt sich aber grob als Emo-Rap klassifizieren. Die Intensität seiner Musik durften wir am 28.10. live im YUCA in Köln miterleben.

Voract Lontalius

Bei der Ankunft stolperten wir in eine von schwarzen Kapuzenpullis mit großflächigen Rückenprints dominierte Crowd. Altersdurchschnitt höher als erwartet. Bereits der erste Opening-Act Sullii griff die Grundstimmung auf, die die meisten der Fans mit sich brachten: düster, niedergeschlagen und tiefgründig. Ein noch sehr kleiner, aber empfehlenswerter Künstler!

nothing,nowhere.

Noch etwas ruhiger wurde es mit dem Main-Support Lontalius, der allein mit seiner E-Gitarre auf der Bühne stand. Der Singer/ Songwriter freute sich, wie andächtig das deutsche Publikum ihm zuhörte, im Gegensatz zu den eher aufgedrehten Konzertgängern in Irland und UK, bei denen die Tour zuvor Halt gemacht hatte. Er erzählte zudem wie viel mehr ihm doch das Landschaftsbild und die Atmosphäre Deutschlands zusagte als das sonnige Strandleben unter den Palmen von Los Angeles, wo der gebürtige Neuseeländer derzeit lebt und an seinem zweiten Album arbeitet.

Dann wurde es Zeit, dass nothing,nowhere. mit seiner Band die Bühne betrat. Die Freude darüber, dass dieses Konzert überhaupt stattfand, war umso größer mit dem Wissen, dass er die Amerika-Tour diesen Sommer zuvor abgesagt hatte. Joe Mulherin, der hinter dem Pseudonym nothing,nowhere. steckt, hat immer wieder mit Depressionen und Angstzuständen zu kämpfen und begab sich deshalb stattdessen in Behandlung. Diese Gefühlslagen spiegeln sich in jedem einzelnen seiner Songs wieder, was sie so emotional berührend macht.

„We all get fucked up sometimes. So fuck it, just enjoy the music and have a good time!“

Mit diesen Worten an seine Zuhörer, von denen es wohl vielen ähnlich ergehen mag wie ihm selbst, weshalb sie sich wiederum so sehr mit seiner Musik identifizieren können, läutete Joe die gut einstündige Performance ein. Er spielte eine gelungene Auswahl aus Songs seiner letzten beiden Alben ruiner (2018) und Reaper (2017) und noch älteren Veröffentlichungen. Mit Doublebass und Doubletime-Rap heizte er den recht kleinen, aber energiegeladenen Moshpits ein. Voller Sehnsucht und Nostalgie wurde mitgesungen und alle „haben es gefühlt“. Da verwundert es nicht, dass der erste Merch-Artikel, der es über den großen Ozean geschafft hat, nach Deutschland ging, wie Joe erzählte. Für die Zugabe kam er nochmal allein mit seiner E-Gitarre zurück und ließ so den Abend sanft ausklingen.

nothing,nowhere.

Nothing,nowhere.s Musik ist für seine Fans alles und ein zuhause. Man muss nicht mit der Welt klar kommen um sich trotzdem rauszutrauen und mit Gleichgesinnten einen schönen Abend erleben zu können. Ob das der heiße Shit ist, den die Teenies von morgen feiern und fühlen werden? Ich hoffe es.

Fotos & Text: Katharina Holste