Die Parcels lassen sich ohne Frage als eine DER Aufsteiger des Jahres bezeichnen. Vor gut zwei Wochen veröffentlichten die Australier nun ihr Debut-Album, das selbigen Namen trägt. Kann die Platte den hohen Erwartungen gerecht werden? Tina sagt’s euch!
Lange wurde es erwartet: Das Debut-Album der australischen Newcomer Parcels. Auf 12 Songs, mit einer Spielzeit von 51 Minuten, zeigt die Disco-Pop Band ihr Können. Das Album der Band besitzt eine vielfältige Dynamik und lässt sich definitiv als „Feelgood“-Album beschreiben. Der 70er-Jahre-Sound der Band lädt zum gemütlichen rumhängen und mitwippen ein. Die Discosounds machen Spaß und grooven, auch elektronische und psychedelische Klänge fehlen nicht und sorgen für besondere Nuancen. Mehrstimmige Gesänge sorgen zusätzlich für ein wohliges Gefühl. Häufig gehen die Lieder geschmeidig ineinander über, sodass bei den ersten Durchläufen des Albums nicht bemerkt wird, dass es sich um ein anderes Lied handelt als das zuvor gehörte.
Alles harmoniert miteinander. Alles ist irgendwie Retro. Alles ist irgendwie modern. 70er-Jahre-Gitarrensounds werden mit elektronischen Klängen fusioniert, die aber nicht so wirklich in Fahrt kommen. Einige Lieder laden zum mitwippen und tanzen ein, während andere Lieder Erinnerungen an Senioren auf Kaffeefahrt wecken, was dann doch ein wenig langweilt, da das Album an einigen Stellen doch ziemlich eintönig ist.
Anders als die tanzwütigen, energiegeladenen Konzerte der Parcels springt der Funke beim Debut-Album nicht durchgängig über. Beginnend mit „Comedown“, dass mit tollen Orgeln daherkommt, beinhalten die Lyrics sehr viele Wiederholungen, die oft keine Steigerung beinhalten, sondern schon ein wenig Nerv-Potenzial haben. Der Song geht nahtlos in das Highlight des Albums, „Lightenup“, über, das im Ohr hängen bleibt. Der Glamour der vergangenen Jahrzehnte ist spürbar. „Wo ist die Tanzfläche?“, möchte man fragen.
Danach wird es leider wieder schleppend, ehe es dann aber wieder flotter wird. Die Dynamik der Songs wechselt sich wie bei einer Achterbahnfahrt ab. Das Album hat keine stringente Dramaturgie. Experimentell wird es mit „Everyroad“, welches 08:35 Minuten lang ist. Es beinhaltet einen schönen Bass-Lauf, tolle mehrstimmige Chöre, Streicher, psychedelische Anleihen und endet in einem unerwarteten Drum‘n‘Bass-Gewirr. Der Song ist mal gediegen und verhalten, dann wieder lebendig und laut. Es wird eher gesprochen als gesungen, sodass der Song mit einer Unterhaltung beginnt und mit Gesang endet.
Insgesamt wurde das Album hervorragend produziert. Dies ist besonders bei den Songs „Tape“ und „Everyroad“ spürbar, da die Klänge mal von links und rechts und mal von nah und fern in das Gehör wandern. Zudem wurden einige Naturgeräusche hineingebastelt.
Das Album endet ungewöhnlich mit einer Verlesung der Credits, einer Danksagung an alle Beteiligten. Rhythmisch gesprochen wird dies von Berliner Rapper Dean Dawson, im Stil des amerikanischen Radios, wie man es mit dem Videospiel GTA assoziiert. Den Hörenden wird der Rat gegeben, das Album noch einmal von vorne anzuhören. Dieser Empfehlung sollte man nachkommen, um die vielfältigen Facetten des Albums zu begreifen. Das Debut-Album der Parcels zeigt, dass die Band einerseits Hits komponieren kann und andererseits in der Lage ist, interessante, komplexe Songs zu liefern. Auf jeden Fall kann man sich sicher sein, dass man noch einiges von den Australiern hören wird.
Tina Bergs