Die Singer-Songwriterin Mavi Phoenix wird von nationalen und internationalen Medien als neues Talent im Musikhimmel gesehen. Kein Wunder, denn die Österreicherin Marlene Nader, die die Kunstfigur Mavi Phoenix geschaffen hat, um mit ihrer Musik über die eigenen Landesgrenzen hinaus durchzustarten, tut dies auch. Auf ihren letzten beiden EPs „Young Prophet“ und „Young Prophet II“ hat jeder Song Hit-Potenzial. Das liegt einerseits daran, dass Mavi ein ausgefeiltes Songwriting beherrscht und zusammen mit ihrem Produzenten und DJ Alex The Flipper ohrwurmverdächtige Beats produziert. Andererseits beeindruckt sie auch mit ihren ästhetischen und durchdachten Musikvideos sowie ihrem stylischen Auftreten. Kurz: Mavi Phoenix hat verstanden, dass Künstler ein Gesamtpaket abliefern müssen. Damit sind nur ein paar der Gründe genannt, warum wir von der L’UniCo-Musikredaktion diese junge Musikerin schon länger auf dem Radar haben, sie gern gesehener Gast in unserer Rotation ist und wir sie daher beim Start ihrer Deutschland-Tour im YUCA in Köln ausgecheckt haben.
Nach dem Support-Act BAD WITH PHONES, der uns leider nicht so beeindruckte, trat endlich Mavi Phoenix auf die Bühne und brachte gleich eine Überraschung mit. Während sie früher nur zusammen mit Alex The Flipper aufgetreten ist, wird das Duo mittlerweile von einem Gitarristen und einem Schlagzeuger komplettiert und schon vom ersten Moment an war spürbar, wie viel Wärme und Energie die Live-Instrumente dem Sound zusätzlich geben. Mavi selbst brachte mit ihrer authentischen Art ebenfalls Wärme für ihre Fans mit – und schuf emotionale Nähe, auch durch die Botschaft, die sie auf ihrem T-Shirt trug: „Free Me From The Bondage Of Self“. Vielleicht ein Zeichen, dass die Musikerin sich nicht immer so selbstsicher fühlt, wie sie auf der Bühne wirkt. Ganz sicher aber eine Message, die irgendwie Augenhöhe mit dem Publikum herstellte. Und dann impfte Mavi während des Tracks „Fly“ auch noch den Wunsch eines jeden Menschen in die Atmosphäre, indem sie die Zeile „Make the phoenix fly“ mehrfach wiederholte. Es ist ganz deutlich, dass Mavi Phoenix schon fliegt und auch weiß, welche Richtung sie ansteuern will. Die Fans sprangen für das Konzert jedenfalls begeistert auf ihre Flügel. Vor dem Song „Love Longtime“ wurde es noch etwas persönlicher. Mavi Phoenix erklärte, worum es in dem für sie sehr wichtigen Lied geht. „Wenn man in jemanden verliebt ist, jemanden liebt, vielleicht sogar mit jemandem zusammen ist, aber die Gesellschaft, vielleicht den Freunden oder Eltern, den taugt’s net so. Also die sind nicht einverstanden. (…) Deswegen „Love Longtime“ ist ein Lovesong und sehr wichtig.“ Langjährige Liebe von ihren Fans dürfte der Musikerin definitiv sicher sein.
Auch wenn – oder gerade weil – ihr auf der Bühne mal ein kleiner Patzer passiert, zum Beispiel als bei „Trends“ der Autotune nicht gegriffen hat. Die Österreicherin umspielte das charmant und startete nach einem sympathischen Lacher einfach den nächsten Track. Der Abend voller Botschaften nahm seinen Lauf, als sie sich bei „Ibiza“ eine Pride-Flagge um die Schultern warf und Position bezog. Das Publikum war von ganzem Herzen auf ihrer Seite. Aber sie konnte nicht nur mit persönlichen Ansprachen und sympathischer Bühnenpräsenz begeistern, sondern auch musikalisch. Letztendlich noch mit zwei unveröffentlichten Songs. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar: Ihr scheinen die Hits im Blut zu liegen.
Für die Zugabe kam Mavi Phoenix schließlich alleine und mit einer Gitarre in der Hand auf die Bühne. Sie spielte eine kurze Akustik-Version von „Love Longtime“ und ein Cover von Johnny Cashs „Ring of Fire“. Mit dieser unerwarteten Aktion hat sie allen Hatern, die sie für ihren starken Autotune-Gebrauch kritisieren, den Mittelfinger gezeigt und uns, dem Publikum an diesem Abend, um einen schönen Moment reicher gemacht. Kurz darauf, die Fans schwebten noch auf Phoenix-Flügeln über der Wolke 7, ein Genrewechsel. Mavi performte „Los Santos“. Diesen Song hat sie nach ihrem Auftritt beim Youtube-Format „Disslike“ geschrieben, das Personen der Öffentlichkeit vor laufender Kamera auf Hasskommentare reagieren lässt. Eine musikalische Message an all ihre Hater!
Nach 50 Minuten (das Konzert hätte sehr gerne auch länger sein können) hinterlässt Mavi Phoenix ein Publikum im YUCA, das jetzt definitiv einen Girl-Crush auf sie hat. Überall in dem kleinen Club nur lächelnde und erfüllte Gesichter. Einer der „Rausschmeißer-Songs“ nach dem Auftritt war Coldplays „Yellow“, der schon vorher von Mavi als Inspirationsquelle für ihren eigenen Track „Yellow“ erwähnt wurde. Zufall? – I doubt it! Sicher ist, dass die Ausnahmekünstlerin Mavi Phoenix nach diesem Konzert keinen gewöhnlichen Konzertbericht, sondern einen Liebesbrief verdient hätte. Und für jeden, der bis hier gelesen hat, sollte sie spätestes jetzt auf dem Radar sein.
Text & Fotos: Zora Marie Martin