Die Musikredaktion empfiehlt: Joschka Brings – Coquitlam, BC

23. Januar 2019 | L'UniCo Musikredaktion | Keine Kommentare | Allgemein, Musikredaktion, Radical on Air, Schallinspektion

Es ist schon gute drei Monate her, dass Joschka Brings sein mittlerweile viertes Release „Coquitlam, BC“ mit uns geteilt hat, aber was der Singer-Songwriter und Produzent aus Herford da vorgelegt hat, ist weit mehr als sanfter Wohlfühl-Pop für die kalte Jahreszeit. Höchste Zeit für eine Würdigung!

Joschka Brings ist ein musikalischer Tausendsassa. Neben seiner Metalcoreband „Driftwood“ ist er vor allem als Produzent im Daybreak Recording Studio aktiv. Als Gastmusiker spielt er in der Band des Bielefelder Singer-Songwriters Moe so ziemlich jedes Instrument, das nicht bei Drei auf den Bäumen ist und Ende letzten Jahres stellte er zusammen mit Moe seine eigenen Songs in den Wohnzimmern der Republik vor. Schon allein deshalb darf man gespannt sein, wie es klingt, wenn all diese Einflüsse auf einem Album zusammenkommen.

„Coquitlam, BC“ beginnt direkt mit einer Ansage. „There‘s no holy spirit/ It‘s only place and time“ heißt es im Intro und was folgt, ist die logische musikalische Konsequenz dieser Feststellung. Joschka Brings nimmt uns mit auf eine knapp 40-minütige Reise an einen Ort, der links und rechts begrenzt ist von filigranen Klängen einer Akustikgitarre und sich irgendwo, weit hinten, in einer Hallfahne verliert. Dazwischen erzählt seine Stimme mal ruhig, mal rau und kraftvoll, vom Abschied nehmen, Vermissen und Erinnern.

Das ist musikalisch vielseitig, wie der Song „West“, auf dem neben Piano, Schlagzeug und Kontrabass auch eine Orgel und ein Banjo zum Einsatz kommen, die der Musiker alle selbst eingespielt hat. Direkt danach beweist Joschka Brings seine Fähigkeiten als Produzent, indem er das Klangspektrum um elektronische Sounds ergänzt und sie subtil in den organischen Gesamtsound des Albums einbindet. Aber auch der Gesang überzeugt durch einen versierten Umgang mit Dynamik (ein absoluter Höhepunkt ist der emotionale Ausbruch im Stück „Plans“) und einer poetischen Sprache, die durch starke Bilder und liebevolle Selbstreferenzen dafür sorgt, dass man bei jedem Hören mindestens drei neue Details entdecken kann. So entstehen Songs, die sich neben Szenegrößen wie Ben Howard, Mumford and Sons oder Bon Iver nicht verstecken müssen.

Allen Freund*innen trauriger Folkpop-Musik ist dieses Album nur wärmstens an das empfindsame Herz zu legen, denn es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Joschka Brings kein Geheimtipp mehr sein wird. Und das ist gut so.

Text: Vincent Ancot