Pop trifft Poetry – Die Musikredaktion empfiehlt: Odette – To A Stranger

3. März 2019 | L'UniCo Musikredaktion | Keine Kommentare | Allgemein, Musikredaktion, Schallinspektion

Mit Mallrat, Jeremy Loops oder auch den Parcels sind schon so einige Aussies in unserer Rotation gelandet. Gute Musik aus Down Under sind wir also gewohnt. Im Dezember letzten Jahres hat sich dazu die Newcomerin Odette mit ihrem Song „A Place That I Don’t Know“ feat. Gretta Ray in unsere Herzen gesungen. Was wir von ihrem Debütalbum „To A Stranger“ halten, verrät euch Laura.

Die ersten Sekunden des Songs „Collide“ mit Piano und gelayertem Gesang lassen vermuten, dass es erst einmal ruhig losgeht. Noch in der ersten Strophe gesellen sich elektronische Beats dazu, die einen wundervoll dezenten Groove mit sich bringen. Diese Kombination macht eigentlich auch schon den Gesamtsound des 14 Titel langen Albums aus. E-Piano und elektronische Beats. Ein reduziertes Grundgerüst, das den perfekten Hintergrund für Odettes Vocals bildet, die mühelos zwischen glockenklar und angekratzt, federleichter Kopf-und kraftvoller Bruststimme wechseln – immer dabei: eine kleine Prise Soul. Genauso variantenreich wie ihre Stimme sind die vertretenen Gesangsstile. Nach eingängigen und doch nie generisch wirkenden Pop-Melodien überrascht Odette in „Watch Me Read You“ mit Spoken Word Poetry, die stellenweise fast in die Gefilde des Rap vorstößt. Auch in „Lotus Eaters“ kommt dieser Stil zum Einsatz. Sowieso sind diese beiden mit detailverliebten Metaphern gespickten Stücke wohl für alle Lyric-Fetischisten eine kleine Goldgrube. Wer dann auch noch einen Soft Spot für emotionale und selbstreflexive Texte hat, darf sich besonders freuen.

„I must confess I had no chance // To renew  myself or redo myself // You think I’m a crazy mess // Well…I agree“                                                                                                                                                                                                                         Odette beweist auf diesem Album, dass vermeintlich ausgeschlachtete Themen rund um Liebe, Beziehung und Herzschmerz noch lange nicht mit den längst bekannten Phrasen abgehandelt werden müssen.

Dass bei 14 Tracks nicht auch einmal die ein oder andere Länge zu finden ist, würde wohl an Utopie grenzen. Hier fällt beispielsweise das jazzig angehauchte „You“ nach dem tanzbarsten Stück des Albums „Take it to the Heart“ leider etwas ab. Das, für uns schon bekannte, „A Place That I Don’t Know“ hätte, für mein Empfinden, gut den Schlusspunkt setzen können. Die Instrumentierung wächst ab dem sehr minimalistischen Beginn zu einem großen Klangbild, welches mit harmonisch eingesetzten Bläsern und Streichern komplettiert wird, heran.

Kurz vor Ende wird dann aber auch noch das obligatorische Cover untergebracht. Auch wenn Coverversionen auf einem Album nicht so mein Fall sind, ist „Magnolia“, im Original von Gang Of Youths, zugegeben sehr schön anzuhören. Das Ende bildet das ruhige und passenderweise mit Harfen untermalte „Angels“. Beide Stücke sind für mich als nicht unbedingt notwendiges aber doch ganz nettes „gibt’s noch oben drauf“ zu sehen.

So ist mein einziger Kritikpunkt wohl die Länge des Albums.  Für 14 Titel passiert auf musikalischer Ebene einfach etwas wenig. Dennoch bleibt es ein wirklich gelungenes Debütwerk und man darf gespannt sein, was wir in Zukunft noch von Odette zu hören bekommen.

Wer also im Kaugummisumpf der aktuellen Popmusik nach etwas Authentizität und Poesie sucht, ist mit „To A Stranger“ definitiv gut bedient. Einflüsse aus R’n’B, Hip-Hop und Jazz runden das Gesamtbild ab. Alle, die sich durch diese Beschreibung angesprochen fühlen, sollten sich jetzt eine kleine Listening Session gönnen.

Text: Laura Schiller