Tim Vantol und der Bielefelder Kneipenchor

28. Mai 2019 | L'UniCo Musikredaktion | Keine Kommentare | Allgemein, L'UniCo on Tour

„Der Holländer lügt wieder…“ Tim Vantol, der Akustik-Folk-Punk-Songwriter, macht auf seiner „10 Years and still not done“ Tour Halt im gemütlichen Heimat + Hafen in Bielefeld. L’UniCo zu Besuch bei einem durchweg bodenständigen und authentischen Songwriter.

Heutzutage sind Singer-Songwriter nicht mehr nur in verrauchten Kneipen anzutreffen, sondern auch auf Festivalbühnen oder in Clubs. Das letzte mal besuchten wir Tim Vantol bei seiner Clubshow im Gleis 22 in Münster.
Allerdings oder gerade deswegen konnten wir uns seinen Besuch im Heimat + Hafen in Bielefeld nicht entgehen lassen.

Die aktuelle Solo-Tour des Niederländers führt ihn in seine Lieblingskneipen in ganz Europa. Warum die urige Bielefelder Kneipe dazugehört, erklärt er in einer seiner vielen sympathisch-witzigen Ansagen während des gut einstündigen Konzertes. „Immer wenn wir auf einer Tour noch ein Konzert brauchten, konnten wir hier anfragen, und sie sagten nur: ‚schon wieder!?‘“ Solche Ansagen sind es, die Tim Vantol – Konzerte zu etwas ganz Besonderem machen. Es brauchte nicht einmal einen Song, um die mit ca. 100 Menschen ausverkaufte Bielefelder Kneipe zum lautstarken Mitsingen zu bewegen. Die textsicheren Bielefelder Vantol-Fans konnten so gut wie jeden Text der 15 gespielten Songs mitgröhlen und erzeugten so eine Gänsehautstimmung, die ihresgleichen sucht.


Wenn man dem dauergrinsenden Tim auf der Bühne so zuguckt, merkt man, wie sehr es ihn freut, dass das Publikum so vertraut mit seinen Songs ist. Fast schon beiläufig erzählt er den Bielefelder*innen davon, dass er vor exakt 10 Jahren (also am 23.05.2009) in Amsterdam sein erstes Konzert gespielt habe, um daraufhin seinen ältesten Song zu spielen, den wie selbstverständlich auch die meisten mitsingen können. Es ist also ein besonders emotionaler Abend.

Tim Vantol im ausverkauften Heimat+Hafen ©Fiona Thiele


Was will man noch mehr erzählen!? Die Kneipe und der Musiker scheinen in der Zeit des Konzertes zu einem großen liebevollen Ganzen zu verschmelzen, was den Musiker, der gerade ein Livealbum veröffentlich hat, dazu veranlasst zu sagen:

Fuck it… meine nächste Liveplatte nehme ich einfach hier auf!“

Nachdem er seine letzten beiden Songs um noch zwei weitere ergänzt hat und der Satz „dann gibt’s jetzt noch 2 Songs“ quasi zum Running Gag der letzten 20 Minuten wird, stellt sich der Akustikpunk-Songwriter noch ins Publikum, um mit Blick auf die aktuelle politische Situation auf der Welt „What a Wonderful World“ anzustimmen. Ein Abend mit Gänsehaut, Schweiß, Kneipenchor und viel Humor geht zuende und wer wollte, konnte noch mit dem Künstler höchstpersönlich am Merch-Tisch bei einem Bierchen quatschen. Wie sich Tim Vantol Live mit Band anhört, kann man übrigens auf seinem jüngst erschienenen Live-Album anhören. Empfehlung von uns.

Bericht: Moritz Herrmann Fotos: Fiona Thiele