Power Nap mit Ilgen-Nur? – Konzertreview

11. November 2019 | L'UniCo Musikredaktion | Keine Kommentare | Allgemein, L'UniCo on Tour, Musikredaktion

Auf ihrer Power Nap-Tour macht Ilgen-Nur Halt im Wohlsein Paderborn, wo das Konzert im Rahmen des Honky Tonk-Festivals veranstaltet wird. Mit im Gepäck sind die Bands Monako und Katastrow. Liest sich schon ganz gut, was? Das konnten wir von L’Unico uns natürlich auch nicht entgehen lassen und waren vor Ort.

Der erste Act des Abends: Die Paderborner Band katastrow ©Fiona Thiele

Den Abend eröffnete die Paderborner Band Katastrow – Kennen wir, lieben wir. Trotz gesundheitlich angeschlagener Frontfrau haben die vier wieder abgeliefert und das Publikum mit deutschsprachigem Indiepop der auch noch ziemlich funky daherkommt, verzückt. [okay laut letzter Review haben wir es hier offenbar mit dem Genre Rumpel-Pop zu tun 😉 ] Was die Texte angeht wird zähflüssiger Pathos, mit dem große Teile deutscher Popmusik aktuell durchtränkt sind, getrost in der Schublade gelassen.  Die können‘s, wir wollen‘s und haben auch noch ziemlich Bock drauf! Liebend gerne würde ich euch jetzt die ersten Releases hier verlinken –  gibt’s aber noch nicht. Um up-to-date zu bleiben, besucht die Guten doch mal auf Instagram.

Überraschung des Abends: Support Act Monako ©Fiona Thiele

Die Band Monako, aktuell als offizieller Support von Ilgen-Nur auf Tour, war mir ehrlich gesagt vorab kein Begriff. Meine Devise: Einfach überraschen lassen. Und um es gar nicht erst spannend zu machen – der Plan ging auf! Insgesamt waren die Jungs zu fünft auf der Bühne. Das wirkt auf der kleinen Wohlsein-Stage ganz schön kuschelig. Da muss man als Bassist schon aufpassen und ab und an der Gitarre des Leadsängers ausweichen. Übrigens, 3 E-Gitarren auf der Bühne sind auch ein Statement. Und so bespielen die Jungs von Monako das Wohlsein mit einer Mischung aus breitem Effektgewitter, eingängigen Melodien und einer Stimme, die das Ganze soulig/samtig komplettierte. Das Rumgespiele an den Pedalboards während ausgedehnter Instrumentalparts gleicht zeitweise eher einer Raumschiff-Landeaktion und ist live einfach unfassbar beeindruckend anzusehen. Eine Genreeinordnung macht hier irgendwie wenig Sinn – hört doch einfach selbst rein. Bald kommt eine neue EP auf die wir definitiv gespannt sein können, hier aber erstmal die alte! Ilgen-Nur mischt sich bevor sie selbst loslegt übrigens auch schon ganz unauffällig unter die zahlreich erschienenen Zuhörer und feiert das Set ihrer Vorband genauso sehr, wie wir. Unterm Strich: Überraschung des Abends und dickste Empfehlung unsererseits!

Nun aber zum Main Act des Abends. In der deutschen Indie-Szene ist aktuell kein Vorbeikommen an der 23-jährigen Ilgen-Nur. Ihr LoFi-Indie ist in aller Munde, was auch die volle Location zur Freude der Veranstalter „Freunde Konzerte“ wiederspiegelt. Der Start ihres Sets verläuft etwas holprig. Schon beim zweiten Song reißt eine Saite – aber was soll’s, sowas bringt eine Ilgen-Nur nicht aus der Ruhe. Schnell zur Ersatzgitarre gewechselt kann’s nach dem Zuruf aus dem Publikum „Spiel den selben Song nochmal“ (haha) auch schon weitergehen. Beim 3. Song Seventeen hält es die ersten Reihen nicht mehr still und es wird ausgelassen mitgetanzt.

Headliner des ‚Freunde Konzerts“: ILGEN-NUR ©FionaThiele

Ihre Lyrics irgendwie banal und zugleich tiefgründig, für die Altersgruppe 20+, zu der sie ja auch selbst gehört, jedenfalls relatable10 .   „My Posture is bad – but my heart is good” – “I try to be cool but I feel like a fool” – “Everyone thinks I’m grumpy when I look at them”

Ja, grumpy wirkt Ilgen-Nur häufiger mal – aber halt auch verdammt authentisch.

Außerdem hat sie hat das Publikum ziemlich gut im Griff. Ihre direkte Art kommt offenbar gut an. Wenn ihr etwas nicht passt, sagt sie es auch. „Jetzt kommen die letzten 3 Songs – inklusive Zugabe – wer jetzt labern will, kann rausgehen“ – Wie recht sie hat! Einfach mal die Klappe halten, wenn man ein Konzert besucht.

Die Stimmung bei ihren Singles Cool und Easy Way Out ist bestens, mitgesungen wird natürlich auch. Ein Highlight ist für mich aber definitiv der letzte Song No Emotions, bei dem sie zum Bass wechselt und ihr sonst betont lässiger Gesang stellenweise in „Geschrei“ ausbricht; auch instrumental wird hier nochmal für ordentlich Dynamik gesorgt und ein perfekter Schlusspunkt gesetzt. Damit geht dann auch ein toller Konzertabend mit 3 fantastischen Bands, der so gar nicht zum einschlafen war, zu Ende. Jetzt aber trotzdem erstmal ein ausgedehnter Power Nap!

Text: Laura Schiller

Fotos: Fiona Thiele

Über diesen Beitrag

11. November 2019 | L'UniCo Musikredaktion | Keine Kommentare | Allgemein, L'UniCo on Tour, Musikredaktion

L'UniCo Musikredaktion

L'UniCo Musikredaktion hat vielleicht etwas mit uns zu tun. Mehr will keiner von uns verraten.