Am 4. Juni (2023) hatten drei von uns aus der Musikredaktion die Ehre, das Abschlusskonzert der “stARTfestival” Reihe in der historischen Stadthalle Wuppertal zu sehen. Der Veranstalter Bayer Kultur hatte dafür das niederländische Orchester “Metropole Orkest”, bekannt durch Zusammenarbeiten mit Céline Dion oder Jacob Collier, und den amerikanischen Multi-Instrumentalisten Louis Cole eingeladen. Dirigiert wurde das Orchester vom Grammy-Preisträger Jules Buckley. Passend zur hochkarätigen Besetzung konnte die Stadthalle mit ihrer luxuriösen Aufmachung punkten. Ein Blick nach oben und man befindet sich quasi in einer Traumwelt. Die Stadthalle ist von innen sehr stark ausgeschmückt: Seien es die Kronleuchter, die verschnörkelten Wände oder auch der große künstliche Himmel, zusammen mit Nebel und Lichtshow schufen sie eine unglaubliche Atmosphäre.
Das Konzert begann mit einem Gong, und die Zuschauer setzten sich auf ihre Plätze. Es wirkte schon sehr stark wie ein klassisches Konzert. Auch in Pressetexten und auf der Website des Festivals wurde dieser Eindruck erweckt. Die Beschreibung der Veranstaltung macht klar, es scheint um das Orchester zu gehen. Spätestens jedoch als die Musiker in Overalls mit Skelettaufdruck auf die Bühne kamen wurde klar: Dies wird ein Louis Cole-Konzert. Dementsprechend vielfältig waren die Besucher: Von Ehepaaren in Anzug und Abendkleid bis hin zu jungen Leuten mit Jogginghose und bunten Pullis war fast alles vertreten.
Hierbei muss allerdings erwähnt werden, dass die Klangqualität nicht optimal war. Das Orchester klang atemberaubend – laut und klar – die Musiker aus Louis Coles Band hingegen waren sehr schlecht zu hören. Bass und Gitarre sind ganz untergegangen, der Gesang auch, und zwar nicht nur von den Backgroundsängerinnen, sondern auch von Louis Cole selbst. An vielen Stellen der Show haben wir uns gefragt, ob das Stück das wir hören instrumental sei, nur um festzustellen, dass die ganze Zeit über gesungen wurde. Sogar das Schlagzeug wurde vom Orchester übertönt. Dies kann natürlich viele Gründe haben – schlechte Abmischung ist vielleicht einer, aber vielleicht kommt die Akustik der Halle den verstärkten Instrumenten auch einfach nicht so entgegen wie den Akustischen.
Was das alles wieder ausgeglichen hat, war jedoch der Auftritt von Louis Cole selbst. Alle Stücke kamen aus Coles Feder, manche von seinem letzten Album “Quality over Opinion”, der Großteil aber wurde für diese (mittlerweile dritte) Zusammenarbeit mit dem Metropole Orkest geschrieben. Und wer Louis Cole kennt weiß: Seine Kompositionen sind außergewöhnlich; er verbindet Funk, Jazz, und teilweise auch Dubstep zu einer cool groovenden Mischung, an diesem Abend in Kombination mit dem vollen Klang des Metropole Orkests. Die Musik ist oft simpel, aber gespielt mit Hingabe und Virtuosität. Nach einem dramatischen Auftakt an der großen Orgel des Saals kam er auf die Bühne und spielte Schlagzeug, Keyboard und sang, teilweise auch gleichzeitig. Zwischen den Songs sprach Louis Cole zum Publikum und gab Einblicke (er nannte es selbst “fourth wall break”) in die Dämpfung seines Schlagzeugs, oder erzählte einfach nur wieviel Spaß ihm das Konzert machte: “This is for none of you, this is just for me.” Die fünf Backgroundsängerinnen um Genevieve Artadi machten zusätzlich gute Stimmung mit lustigen, teils lächerlich einfachen Choreographien. Es gab zwei Zugaben, und am Ende der zweiten (“Bitches”) stand das ganze Publikum.
Alles in allem war es ein gelungener Abend mit großartiger Musik, und wer weiß: vielleicht werden einige der Kompositionen ja sogar zu neuen Songs.
Text und Fotos: Corinne Djamlan, Julius von Glinski, Saskia Becker