Sabaton, Powerwolf, Alestorm – Darum sind sie näher am Schlager, als du denkst!

29. Januar 2024 | L'UniCo Musikredaktion | Keine Kommentare | Allgemein, Raufaser

“Aber es ist eine Zeit angebrochen, in der massenwirksamer Schlager wieder sehr erfolgreich ist“, sagt Christoph Jacke – der sozusagen Gottschalk unter den Pop-Profs. an der UPB. Das sagte er 2020 in einem Interview mit der Neuen Westfälischen Zeitung.

Die Zahlen sprechen für sich

Was die Verkaufszahlen von Schlager angeht, lässt sich das nicht bestätigen. 2021 wurde ein Umsatz von knapp 323 Millionen Euro erwirtschaftet. Das ist aber laut deineschlagerwelt nur ein Gesamtanteil von 3,1% des gesamten deutschen Musikmarktes.

Auch die Beliebtheit ist in den Jahren 2019 bis 2023 laut statista.de etwas gesunken. 2019 hörten 14,9 Millionen Menschen in Deutschland sehr gerne Schlager, 2023 waren es nur noch 13,66 Millionen.

Panzer, Pyro und Power Frauen

Aber genug Zahlen, schauen wir mal auf die Inhalte und den Stil des Schlagers:

Im gleichen Zeitungsartikel des Jacke Zitats wird der Schlager auch charakterisiert. Autorin Kristina Grube bezeichnet den Schlager als wandlungsfähig; der Schlager bezieht aktuelle Geschehnisse mit ein. Es sind große, aufwendige Shows – oft getragen durch Sexappeal, ohne dabei anstößig zu sein. Für Fans eine Möglichkeit des Eskapismus.

Und so schwer es auch fällt, hier müssen wir feststellen: Mit Metal ist es da nicht groß anders. Die tausenden Metal-Genres haben auch schon verschiedene gesellschaftliche Einflüsse abgedeckt. Mittelalter, Piraten, Gaming, Satanismus, Umweltschutz etc.

Die Shows sind teilweise bombastisch inszeniert – Sabaton fahren ganze Panzer auf die Bühne, Rammstein zünden Pyrotechnik im Wert von 500.000 € – pro Show! (FunFact: Dabei Sie sind der größte Abnehmer für Bärlappsporen, ein hochentzündliches Pulver, das in China abgebaut wird.)


©Jacek Karczmarczyk via Wikipedia Commons) Metal-Fans zeigen die ikonische Pommesgabel – Ein Ritual, typisch für Subkulturen

Ritualisiert seit der NWOBHM

Und insbesondere Eskapismus spielt eine essentielle Rolle beim Metal. Ich erinnere da an den New Wave of british Heavy Metal, der gefühlt nichts anderes gemacht hat.

Musikjournalist Thomas Kuehnrich hat bereits 2013 zu dem Thema geschrieben das:

“der Wohlfühl- und Schunkel-Faktor bei einem Konzert von  – sagen wir: Iron Maiden – ähnlich hoch ist wie bei Semino Rossi. […] 

Jede Geste – ob vor oder auf der Bühne – ist ritualisiert; Texte „[…] werden besinnungslos mitgegröhlt; das uniformierte Outfit garantiert Zusammengehörigkeit. Die Lebenswelt Metal bietet einen sicheren Hafen vor den Wirren der Gegenwart, ohne diese dabei zu verleugnen oder so zu tun, als könne man sich von ihnen lossagen. […]

Das ist es, was den Metal letztlich zu einer attraktiven Freizeit-Alternative mit hohem Zerstreuungswert macht. Und das ist es, was den Metal näher als alles andere an den volkstümelnden Schlager rückt. Beides funktioniert nur, weil zwischen Akteuren und Publikum die gleiche Übereinkunft herrscht: Für diesen Moment machen wir uns die Welt, nicht wie sie ist, sondern wie sie uns gefällt.”

Unkompliziert und das Gefühl von Wissen

Wir müssen also feststellen, dass Metal und Schlager sich in einigen Punkten überschneiden. Und dabei haben die Expert*innen einen Faktor noch gar nicht bedacht: Alkohol! Bei einem großen Metal-Festival gehen tausende Bier über die Theke, auf Malle oder im Bierzelt wird die Zahl wahrscheinlich vergleichbar sein.

Und sofern die Metal-Band nicht ganz besonders nieschig ist, sich bereits fest im Kanon der Popkultur etablieren konnte und sofern sie große kommerzielle Erfolge anstrebt, können wir den Schlager-Metal ( mit den Worten des dunklen Parabelritters, aka Alex Prinz, definieren:

“Unkomplizierte Musik, die jeder Fan ertragen kann, seichtes Entertainment auf der Bühne, damit sich der Fan auch nicht während der ganzen unaufgeregten Musik langweilt – und schließlich ein Thema, bei dem jeder mitreden zu können denkt.”

Elizabeth Hartmann – Raufaser

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