Am 14. März spielten Cava das vorletzte Konzert ihrer „Powertrip“-Tour im Dortmunder Subrosa.
Die kleine, und vor allem schmale Kneipe liefert mit einer genauso kleinen wie vollgestellten Bühne die perfekten Bedingungen für ein Punk-Konzert im archetypischen Sinne. Als Warm-up bekam das bunte Publikum jedoch erstmal etwas Unerwartetes zu sehen und hören: Tipping Points bietet zwar ein Festmahl für Fans von skurrilem Eggpunk oder Weirdcore, für alle anderen stellt das Vocoder-Gekeife über billigen Beats jedoch eine ziemliche Geduldsprobe dar. Immerhin beweist das Soloprojekt bei der Themenwahl Humor und besingt KI-unterstützte Trennungen oder Fahrradfahrer mit übergroßen Reifen und Bluetooth-Boxen.
Dann lässt der Hauptact die Fetzen und die Haare fliegen. Das Garage-Punk-Duo hat ihre Aufgaben liberal verteilt: Sowohl Schlagzeugerin Mela Schulz als auch Gitarristin Peppi Ahrens singen, schreien und fauchen; während des Konzerts tauschen sie ihre Instrumente und steigern ihre Energie damit noch um ein Vielfaches. Auch beim zweiten Wechsel nimmt ihr Elan kein bisschen ab. Für einen Song legt auch ihr inoffizielles, drittes Bandmitglied einen Auftritt hin – eindringlicher Monolog und Solo auf einer Vogelflöte inbegriffen („Das war unser Fahrer, Mercher, und seit Kurzem auch Vogelflötist: Lars!“).
Dank kurzer Songlängen und genauso knappen wie spärlichen Ansagen prügeln Cava innerhalb nur einer Stunde eine Unmenge an Songs durch. Ohne Bullshit passt so der Großteil ihrer Diskographie auf die Setliste. Die Hitdichte liegt hoch, Zeit zum Verschnaufen gibt es keine. Die pure Energie ist alles, was zählt.
Gegen Ende nutzen sie dann doch eine Pause, um über ihr aktuelles Album „Powertrip“ zu sprechen, das sich thematisch rund um Macht, -missbrauch, Ent- und Ermächtigung dreht. Wer die klaren Botschaften bis hierhin übersehen haben sollte, versteht sie spätestens hier. Mehr Erläuterung ist danach auch nicht mehr nötig – zurück also zur Eskalation. Die ganze Show lang trinken Ahrens und Schulz aus Sektflaschen beziehungsweise -gläsern; zum Abschluss wird sich noch einmal großzügiger genehmigt – bei dieser schweißtreibenden Präsenz mehr als verdient.
Auch nach der Tour gönnen sich Cava keine Pausen: Zurzeit unterstützen sie Tocotronic auf deren „Golden Years“-Tour, bevor Ende April schon die nächsten eigenen Konzerte anstehen. Hoffentlich wachsen die beiden Energiebündel bei aller Arbeitswut nie aus dieser Sorte von Konzerten heraus.
Text und Bild: Julius von Glinski
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