Die Jazzmusiker und Jazzmusikerinnen bedienten sich stets eines bunten Vokabulars. Mehr noch: Manche von ihnen, so erzählt man sich, hätten wochenlang nur in Phantasiesprachen gesprochen.
Mancher Jazzerbegriff gehört zum heutigen Vokabular: „Hipster“ etwa, der die im Be-Bop szenentypisch Auftretenden mit Kinnbart und Mütze bezeichnete (– ja mit Indie, Melt-Festival und Tumblr-Blog hat das gar nichts zu tun, wohl eher mit Dizzy Gillespie und Thelonious Monk). Oder auch das Wort „cool“, das angeblich durch den Saxophonisten Lester Young in seinem heutigen Sinn geprägt wurde.
„Coolness“ wurde bald zur vorherrschenden Attitüde der Jazzer, während im Beginn des Stils die Jazzbands gerne noch als „Hot-Bands“ bezeichnet wurden, wie etwas Louis Armstrong’s Hot Five. Langsam aber hat man genug von den treibenden vier Vierteln und Marschtempi des Hot der 20er und 30er, und dann, Ende der 40er, auch vom halsbrecherisch Schnellen des Be-Bop Und endlich: Seit Miles Davis mit Arrangeur Gil Evans 1957 „Birth of the Cool“ veröffentlichte, das sich 49 und 50 schon aufgenommen hatten, war er spätestens auch nominell geboren: Der Cool Jazz. Dort wird dann die „Coolness“ zur neuen Jazz-Temperatur und die „coole“ Haltung zum innersten Gesetz der Musik. „For me, music and life are all about style“, sagte Innovator Miles Davis und hatte dabei etwas anderes im Sinn, als die 340 rasenden Schläge der Minute, die er zusammen mit Charlie Parker vorher noch bespielte.
Mit Style statt mit rückhaltloser Virtuosität und feurigem schweißtreibenden Spiel: So wollte auch die Westküste der Vereinigten Staaten endlich zu ihrem kalifornischen Recht kommen gegen die Dominanz des „Big Appel“ New York an der Ostküste. Dem urbanen, manchmal gestressten Klang des Be-Bop wollte man mit dem am Meer gekühlten „easy living“-Sound begegnen. (Ja, East-Coast vs. West-Coast, dieser Konflikt der Stile war ebenfalls angelegt, schon bevor Tupac oder „Biggie“ geboren waren.)
Entlang dieser Differenz Hot vs. Cool bewegen wir uns heute bei Tin Pan Alley. Aus den verschiedenen Zeiten des Jazz haben wir Stücke vorbereitet um sie zusammen mit euch zu vergleichen: Wer klingt „Cherokee“ eigentlich am besten? Im strammen Bop bei Clifford Brown oder Max Roach? Oder doch im relaxten Funkstil von Kamasi Washingtons Band? Wie gefällt „There Will Never Be Another You“ besser? Sanft intoniert von Lester Young oder mit der vollen Power der Basie-Band, der Young einst angehörte? Und trugen die Musiker Count Basies tatsächlich stets ein Messer im Stiefel? Diese und ähnliche Fragen: heute bei Tin Pan Alley auf L’Uncio 89.4 oder online im Webradio auf https://l-uni.co/ .