Albumrezension: Whiskey Shivers – „Some Part Of Something“

4. Juli 2018 | L'UniCo Musikredaktion | Keine Kommentare | Allgemein, Musikredaktion, Schallinspektion

Die Whiskey Shivers – Eine Band, die der ein oder andere von euch sicherlich schon einmal unbewusst gesehen hat: In Pitch Perfect 3 hatten die fünf Jungs aus Austin einen Cameo-Auftritt. Im vergangenen Jahr haben sie über Kickstarter ihr neuestes Album „Some Part Of Something“ finanziert, in wenigen Wochen erscheint es über das Hamburger Label DevilDuck Records auch auf dem hiesigen Markt. Was die Bluegrass-Punk-Truppe auf Albumlänge zu bieten hat, erzählt euch Nico.

Die Damen und Herren von DevilDuck Records haben es nicht leicht in der deutschen Radiolandschaft. Als kleines Hamburger Indie-Label spezialisieren sie sich auf amerikanische Roots-Musik, ein Genre, dass für die Radiorotation gemeinhin „schwierig“ ist. Auf Youtube indes konnte das Label im Verlauf der letzten Jahre einen Hit landen: Das Video zu „In Hell I’ll Be In Good Company“ von The Dead South ist nicht nur ein irre gut, sondern sammelte mittlerweile 68 Millionen Views. Kürzlich landete dann ein weiteres Album von DevilDuck in unserem Postfach, bei dem gleich klar war, was Sache ist: „Some Part of Something“ von den Whiskey Shivers packt Fiddles, Banjos und Löffel aus und zieht uns aus Mitteleuropa direkt in den Süden der USA. Mein Liebhaberherz ging auf.

Und schon bei der Leadsingle „Cluck Ol‘ Hen“ war sich die gesamte Redaktion ausnahmsweise einig: Verdammt gut, verdammt prägnant aber auch verdammt noch mal unpassend fürs Radio. Denn die Typen aus Austin versuchen erst gar nicht, ihren Sound an die Gewohnheiten der deutschen Konsumenten anzupassen, sondern geben uns die volle Breitseite Folk und Bluegrass. Nachdem der erste Track eine klare Marschrichtung vorgibt, wird „Some Part of Something“ über eine Laufzeit von knapp 40 Minuten jedoch unerwartet variabel. Ruhigere Stücke wechseln sich mit Uptempo-Songs ab und regelmäßig werden schöne Einwürfe von Fiddle und Banjo eingestreut, die sich jederzeit organisch und nie zweckmäßig anfühlen. Man hört, dass hier eine Handvoll Musiker am Werk sind, die aufgewachsen sind mit der Musik, die sie machen.

Und so ist die Platte ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Während „True Love (Will Find You In The End)“ dem Titel entsprechend ruhig und melancholisch daherkommt, geht der Griff bei „No Pity In The Rose City“ fast schon reflexartig zum Bierglas und die Füße beginnen zu tappen. Über große Teile des Albums versprühen die Whiskey Shivers eine ganze Menge Punk-Attitüde und grenzen sich so von ihren virtuosen Genre-Kollegen wie Old Crow Medicine Show oder den Hackensaw Boys musikalisch klar ab.

Wie bei modernen Bluegrass-Bands nicht unüblich, finden sich auf „Some Part of Something“ neben Eigenkompositionen wie dem großartig-traurigen „Southern Sisyphus“ auch Neuauflagen von Genre-Klassikern (z.B. Doc und Merle Watsons „Red Rocking Chair“) oder eine „Bluegrassisierung“ von Pop-Hits wie The Cures „Friday I’m In Love“. Gut trifft sich da, dass das gesamte Album über weite Strecken hervorragend produziert ist und man sich so nicht an „Soundmatsch“ stört.

Die Whiskey Shivers haben mit „Some Part of Something“ eine wunderbare zeitgenössische Bluegrass-Punk-Platte geschaffen, die, auch wenn sie musikalische Revolutionen vermissen lässt, mit ihrer hohen Variabilität zu keiner Zeit langweilig wird und eine knappe Dreiviertelstunde einfach eine Menge Spaß bereitet. Nicht nur Bluegrass-Aficionados werden auf ihre Kosten kommen, auch Folk- und Country-Liebhaber sollten zumindest reinhören. Und eigentlich bin ich mir fast schon sicher, dass jeder Hörer auch gleich eine Band mehr auf seiner Konzert-Bucketlist schreibt, denn Live wird die Truppe ohne Zweifel alles abreißen. Da ist es doch eigentlich gar nicht so schlimm, dass das mit dem Radio schwierig ist, oder?

 

(Nicolas Blum)