Dass Bad Temper Joe ein fast schon exzessiv arbeitsfreudiger Musiker ist, verrät nicht nur ein Blick auf seinen immer dicht gefüllten Tour-Plan. Gewissermaßen „nebenher“ hat der Bielefelder Bluesmusiker in den letzten Jahren insgesamt sechs Studio- und zwei Livealben aus dem Ärmel geschüttelt. Sein letzter Streich „The Maddest of Them All“ erschien am 15.02.2019 beim Osnabrücker Label Timezone. Ein Doppelalbum mit insgesamt 22 Songs. Damit wäre ihm wohl endgültig der Titel „Arbeitstier“ attestiert. Und was es auf dem guten Werk so zu hören gibt, erzählt euch Moritz.
Die erste „Hälfte“ ist gänzlich puristisch-akustisch gehalten und deckt mit sehr rootsy klingenden Songs ein breites Spektrum des Genres „Americana“ ab. Joe begleitet sich (so wie man es von ihm kennt) lediglich mit einer Slide- oder Akustikgitarre. Gesanglich sonst sehr kratzbürstig und rau unterwegs, zeigt er sich hier häufig von seiner ruhigen Seite. Ganz alleine ist Joe auf der ersten CD allerdings nicht. Hier und da schleicht sich eine zweite Gitarre, ein fantastisch gespieltes Banjo und die Gesangsharmonien des Liedermachers David Lübke ein. Die Klangfarbe, um die der Gastmusiker die Songs von Bad Temper Joe bereichert, ist atemberaubend. Jeder für sich schon großartig, ergänzen sich die Stimmfarben und Spielweisen der beiden Musiker derartig gut, dass man nur sagen kann: Bitte, bitte mehr davon! Besonders hervorzuheben sind hier -meiner Meinung nach- die Songs: „Hell’s Gonna Fly“, „A Smoke, Burgers and Beer“ und „Postcards Ain’t Enough“.
Der erste Song der Zweiten CD gibt unvermittelt die Marschrichtung der zweiten Hälfte vor. Eine klagende E-Gitarre leitet einen treibenden Blues-Shuffle mit der positiven Botschaft „Everything’s Gonna Be Just Fine“ ein. Auf der gesamten zweiten Platte ist nun auch Joes Band zu hören. Ergänzt um Drums, Bass und Bluesharp, bewegt sich die zweite Hälfte grob gesagt in die Richtung Blues-Rock / Folk-Rock. Gespickt mit vielen Soli, dynamischen Finessen und Spielfreude müssen die Aufnahmen den Vergleich mit denen ihrer Vorbilder aus längst vergangenen Zeiten nicht scheuen. Nachdem es im Gesang während der ersten 11 Songs noch ruhiger zuging, wird es nun lauter, energ(et)ischer und eindringlicher. Besonders hervorzuheben sind auf der zweiten CD: „Waiting in Vain“ und das düstere und sehr stimmungsvolle Liebeslied „Our Love (for Livia)“.
Bad Temper Joe beweist sich auf „The Maddest of Them All“ erneut als hervorragender Dichter. Behandelt er in einem Song das oft besungene, anstrengende und auslaugende Leben eines tourenden Musikers, schafft er es an anderer Stelle, moderne Themen in die oft eher „unmodern“ wirkenden Americana-Songs einzuflechten. Diesen Spagat muss man erstmal glaubwürdig hinkriegen.
Und glaubwürdig ist jeder einzelne der 22 Songs auf „The Maddest of Them All“. Davon sollte sich nicht nur jede/r Blues-Liebhaber/in, sondern alle Fans ehrlicher, handgemachter Musik überzeugen. Von uns gibt’s eine dringende Empfehlung.
Text: Moritz Herrmann