Nach seiner 2016 veröffentlichten EP „Sky Is New“ ist es jetzt soweit. Der Bielefelder Singer-Songwriter Moe released sein Debütalbum „Folding Cranes“ und verschönert uns mit wohligem Folk-Pop die anbrechende kalte Jahreszeit. 11 Titel stark ist das Werk und besitzt mit ca. 41 Minuten die perfekte Album-Länge.
Den Beginn des Albums macht auch direkt die erste Single-Auskopplung „Roses“ (die innerhalb kürzester Zeit zum kollektiven WG-Ohrwurm avanciert ist). Moe spielt hier gekonnt mit dem Kontrast seiner anfangs sanften und gegen Ende schön kraftvoll, rauen Vocals. Besonders gefällt hier auch die E-Gitarre, die den melancholischen Charakter des Songs unterstreicht. Hier gibt’s übrigens auch noch das Musikvideo dazu. Anschauen lohnt sich.
Das Album hat einen angenehmen Spannungsbogen. Es startet eher im Mid-Tempo Bereich, im Mittelteil wird es tanzbar, denn „Friend and Fiend“ und „Do you“ ziehen mit Americana-Einfluss das Tempo an. Im letzten Teil des Albums geht es unter anderem mit an Glen Hansards „Falling Slowly“ erinnernden Pianoklängen aus dem Song „You get along“ wieder ruhiger weiter. Den Abschluss macht mit einem Bad Temper Joe Feature der Song „Homesick“. Viele der Songs besitzen im positiven Sinne Ohrwurm-Potential und machen das Album sehr kurzweilig.
Ich liebe den allgemeinen Sound des Albums. Die Instrumentierung aus Akustik- und E-Gitarre, Drums, Bass und gelegentlich Akkordeon ist schön klar und organisch und wird an einigen Stellen von einem E-Bow komplettiert. Kleinen Gesten wurde viel Raum gegeben, was die Liebe fürs Detail erkennen lässt. Auch nach mehrmaligem Hören lassen sich so immer wieder neue Lieblingsmomente entdecken. Die wunderbar unaufgeregte und gerade deshalb so wirkungsvolle Gitarrenarbeit mit Akustik- und E-Gitarre möchte ich außerdem auch noch einmal hervorheben.
Insgesamt ist „Folding Cranes“ der perfekte Herbstsoundtrack für alle Singer-Songwriter- und Folk-Pop-affinen Musikliebhaber. Fans von Glen Hansard, William Fitzsimmons, Mighty Oaks u.ä. sollten nicht zögern und schnurstracks in dieses Album reinhören… und eigentlich auch alle Anderen…Empfehlung!
Und da das mit dem Zuhause hören noch nicht genug ist und wir sowieso alle häufiger auf Konzerte gehen sollten, ging es am 16.11. auch noch auf das Album-Release-Konzert im Movie Bielefeld.
Den Anfang machten vor ziemlich gut gefüllter Location die Paderborner Band Mount Winslow, die das Publikum ab dem ersten Song mit ihrem powervollen Folk-Rock-Sound und vor allem auch der ausdrucksstarken Stimme des Sängers Piet Julius um den Finger wickelte und den Abend perfekt mit einem Brett von Supportset einläutete. Man darf sich auf eine EP in 2019 freuen.
Pünktlich um 9 Uhr starteten Moe und Band mit ihrem äußerst abwechslungsreichen Set bestehend aus allen Songs des neuen Albums, alten Songs, sowie einem City and Colour Cover. Von tanzbar bis melancholisch/nachdenklich war alles vertreten. Den Rahmen bildeten die gerade einmal vor 2 Wochen erschienene Single „Roses“ und das am Ende unplugged im Publikum performte „One Of Those Days“ von der letzten EP (große Banjo-Liebe an dieser Stelle). Beide Songs (sowie „Later In Life“) wurden durch den äußerst text- und harmoniesicheren Publikumschor ergänzt. Aber auch auf Bandseite müssen die Gesangsharmonien definitiv Erwähnung finden. Was auf dem Album schon super schön anzuhören ist, gewinnt live einfach noch einmal an Qualität. Auch die Harmonie zwischen den Bandmitgliedern und deren Spielfreude war im Publikum zu spüren, was den Funken schon während des ersten Songs zum Überspringen brachte.
Kleine Lieblingsmomente blieben natürlich auch beim Konzert nicht aus. Die Bridge aus „The Journey“ und das Ende von „Homesick“ – auf dem Album schon toll, live zum Niederknien. Das Debutalbum funktioniert also im Livekontext absolut genauso gut, wie auf dem heimischen Sofa, gewinnt sogar noch an Power. Wer da nicht mitgetanzt, mitgewippt und mitgefühlt hat ist selbst schuld. Ein großes Merci an Moe + Band, Gastmusiker und alle weiteren Beteiligten für das tolle Konzert und den wunderbaren Abend!
Text: Laura Schiller
Fotos: Fiona Thiele