Mit „Long Stories Short“ veröffentlicht Mario Soutschka sein bisher zweites Album und zeigt, dass er mit einfachen Mitteln radiotaugliche Songs schreiben kann, die direkt ins Ohr gehen. Wo Simplizität die Überhand gewinnt, überzeugt er mit eingängigen Melodien. Ob Soutschka damit jedoch sein bestes Werk geschaffen hat, ist fraglich.
Der erste Song auf der Platte, „Right Back To Me“, beginnt erst einmal vielversprechend. Das mitreißende Riff führt einen in die einfache Struktur des Songs (und auch des Albums) ein. Dabei lässt er im Laufe der gut drei Minuten aber eine Power vermissen, die auch im Rest von „Long Stories Short“ leider nicht mehr auftaucht. Nichtsdestotrotz haben die Melodien in „Right Back To Me“ einen Ohrwurm-Charakter, der symbolisch für das gesamte Album steht. Diese Einfachheit und Eingängigkeit ist auch in „Facebook Mom“ zu finden. Der Feel-Good-Song erinnert nicht nur wegen des Titels an Fountains of Waynes „Stacy’s Mom“. Man fühlt sich sofort in die One-Hit-Wonder-Zeit Anfang der 2000er zurückversetzt, in der die meisten Gitarren-Soli ein bisschen zu freundlich und die Melodien etwas zu vorhersehbar waren. Trotzdem fügt sich „Facebook Mom“ perfekt in den Vibe und den Sound des Albums ein. Mit „Flying Away“ featuring Melanie Hirsch befindet sich auch ein Duett auf Mario Soutschkas „Long Stories Short“. Die Stimmen der beiden passen sehr gut zueinander und ergänzen sich. Allerdings verpasst der Song es, zu berühren. Das Gefühl fehlt und das kann auch die Violine nicht wiedergutmachen, die im Laufe des Liedes dazu kommt. Die Streicher überdramatisieren den Song und lassen ihn veraltet wirken
Nach diesem Schmachtfetzen geht es mit „As Long As I’m Dreaming“ endlich einmal etwas rauer und rockiger weiter. Man hat das Gefühl, der Künstler hätte sich die besten drei Songs für den Schluss aufgehoben. Auch „One In A Row“ überzeugt mit einer Sehnsucht nach mehr und leitet gut zum Albumfinale „Save My Soul That Night“ über. Im letzten Song kommen die ganzen Emotionen zum Vorschein, die im Duett gefehlt haben. „Save My Soul That Night“ beendet das Album perfekt und gibt dem Hörer noch einmal eine gute Portion Melancholie mit auf den Weg.
Insgesamt hat Mario Soutschka mit „Long Stories Short“ eine solide Pop-Rock-Platte geschaffen, der es aber hier und da an Raffinität und Individualität fehlt. Wie der Albumname suggeriert, redet der Musiker nicht um den heißen Brei herum, sondern kommt zum Punkt. In der Musik kann diese Taktik aber schnell zu Langeweile und Einfallslosigkeit führen. Man wünscht sich, dass Mario Soutschka auch mal aus seiner Komfortzone ausbricht. Er macht es sich etwas zu bequem in einfacher Songstruktur und eingängigen Melodien. Obwohl der Großteil der Songs Ohrwurm-Charakter haben, wartet man dennoch auf einen Ausreißer oder einen Hit, der auf der Platte letztendlich fehlt.
Selina Jüngling